Durch Multiple Sklerose wird das Immunsystem der Nervenzellen in Gehirn und Rückenmark angegriffen und dadurch wird die isolierende Hülle der Nervenfasern (Myelinscheide) beschädigt, was wiederum die Signalübertragung beeinträchtigt.
Bis jetzt gab es Therapien, die die Immunreaktionen unterdrücken und das Fortschreiten der Krankheit bremsen. Nun fanden amerikanische Forscher einen Wirkstoff, der eine ganz neue Behandlung ermöglicht. Es handelt sich dabei um das Medikament Benzatropin, das bereits zur Parkinson-Therapie zugelassen wurde. Im Tierversuch fördert es die Regeneration der Myelinscheide, indem sich aus speziellen Vorläuferzellen vermehrt myelinbildende Hirnzellen entwickeln. Benzatropin linderte typische Krankheitssymptome bei Mäusen.
Multiple Sklerose verläuft in Schüben. Obwohl während eines Krankheitsschubs Vorläuferzellen vorhanden sind, entwickeln sie sich aus bisher unbekannten Gründen nicht zu reifen funktionsfähigen Oligodendrozyten. Diese Oligodendrozyten zählen zu den Gliazellen des Gehirns und haben die Aufgabe, geschädigte Myelinhüllen auszubessern.
Bei Versuchen erwies sich die Zugabe von Benzatropin in das Nährmedium als besonders effektiv. Dadurch entstanden Zellen, die Myelin-Protein produzierten und in Gegenwart von Nervenzellen Myelinscheiden bildeten. Die Forscher testeten diesen Wirkstoff an Mäusen, die an einer Multiplen Sklerose ähnliche Krankheit litten. Durch diese kombinierte Behandlung wurde der Effekt erheblich verstärkt, es wurde weniger Myelin zerstört und gleichzeitig dessen Neubildung gefördert. Bei den Mäusen führte diese Therapie zu einer deutlichen Linderung der Krankheitssymptome.
Leider hat dieses Medikament noch starke Nebenwirkungen und kann deshalb nicht zur Behandlung von Multipler Sklerose eingesetzt werden. Die optimale Dosis muss erst ermittelt werden.
Es ist auch noch nicht genau bekannt, auf welche Weise Benzatropin die Reifung der Vorläuferzellen zu Oligodendrozyten beschleunigt.
Multiple Sklerose ist heute noch eine unheilbare chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Die Ursache dafür ist immer noch nicht bekannt. Weltweit leiden mehr als zwei Millionen Menschen daran.