Gewaltige Kanäle unter dem riesigen Schelfeis rund um die Antarktis, die einem Abwassersystem gleichen, wurden von britischen Forschern entdeckt. Die Forscher glauben nun mit diesen Erkenntnissen die Bewegung des Eisschilds vorhersagbar machen zu können.
Diese Kanäle entstehen durch das Schmelzwasser, das unter dem Eis der Antarktis dem Meer entgegen strömt. Untersuchungen des Filchner-Ronne-Schelfeises, dem mit über 400.000 Quadratkilometern zweitgrößten Schelfeis-Gebiet der Antarktis, ergaben, dass das Schmelzwasser das Fließen des Eisschildes beeinflusst.
Das Schelfeis, das an das fest auf dem Land anliegende Eisschild angrenzt, schwimmt auf dem Meer. Satellitenbilder und Radarmessungen ergaben, dass unter dem mehr als 1.000 Meter dicken Eis sich riesige Kanäle befinden. Einer war zirka 300 Meter breit und an die 250 Meter hoch. Die Forscher vermuten, dass ein Strom an der Mündung das wärmere Meerwasser verwirbelt, das dadurch das Schelfeis von unten aushöhlt und so die Kanäle bildet. Dies würde bedeuten, dass Schmelzwasser unter der Antarktis nicht nur in feinen Schichten fließt, sondern dass in den unteren Bereichen größerer Eisströme eine Art Abwassersystem existiert.
Zum Verständnis, wie sich das Eisschild verhält und dadurch zu Veränderungen des Meeresspiegels beiträgt, muss erst die Rolle des Wassers unter dem Eisschild verstanden werden. Durch die Informationen der neu entdeckten Kanäle könnten die Forscher dann erkennen, wie das Wassersystem wirklich funktioniert und wie sich das Eisschild in Zukunft verhält.