Erneut hat ein starkes Erdbeben Nepal heimgesucht. Gebäude stürzten ein und Gesteinslawinen wurden ausgelöst.An die 45 Menschen wurden in Nepal getötet, wobei befürchtet wird, dass diese Zahl sich wesentlich erhöhen kann. Wie viele Menschen unter den Trümmern gestorben sind, wird erst in einigen Tagen abzusehen sein.
Bisher zählt man über 1.000 Verletzte in 31 Bezirken Nepals, das in 75 Bezirke eingeteilt ist. Das erste schwere Beben forderte an die 8.151 Menschenleben wobei die genaue Zahl, wahrscheinlich höher, nie sicher festgestellt werden kann.
Um 12.50 Uhr brach in etwa 15 Kilometer Tiefe das Gestein auf einer Fläche größer als Berlin und Hamburg zusammen. Dieses Erdbeben, das zwischen Kathmandu und und dem Mount Everest erfolgt war, hatte eine Stärke von 7,3 auf der Richter Skala in einer Tiefe von 18,5 km. Es folgte nur 30 Minuten später ein Nachbeben von 6,3.
In Indien wurden bis jetzt 16 Tote gezählt und in China starb ein Mensch. In Tibet bebte die Erde ebenfalls stark, zwei Häuser stürzten ein und eine Person wurde dabei getötet und drei schwer verletzt.
Bereits schwer angeschlagene Häuser in Sindhupalchowk aber auch in Kathmandu stürzten vollends ein. Bis jetzt konnten aus den Trümmern in Kathmandu 12 Menschen lebend geborgen werden.
Der internationale Flughafen wurde auf Anordnung der Regierung vorerst geschlossen.
Nepals Ministerpräsident forderte die Bevölkerung auf „ruhig zu bleiben und nicht in Panik auszubrechen“. „Diese Erbeben sind nur weitere Nachbeben nach dem am 25. April“, sagte er und fügte hinzu: „Ich glaube, wir sind bald aus dem Schlimmsten heraus“.
Das ist aber leichter angeordnet als ausgeführt. Die Menschen leben seit zwei Wochen in Trümmern und dieses zweite Beben hat bei vielen jede Hoffnung ausgelöscht. Obdachlose sagen, dass sie nicht mehr daran glauben, dass nichts mehr passieren wird. „Das wurde uns bereits nach dem ersten Beben gesagt“, sagte eine Frau, die alle ihre Familienmitglieder verloren hatte. „Ich fürchte, wir sind dem totalen Verderben ausgesetzt“.
Ein Vater sagte, dass er sich noch in allerletzter Minute mit seiner Tochter auf die Straße retten konnte. „Wir hofften bereits, dass alles wieder normal werden wird und nun die“, sagte er. Die Menschen waren erst vor wenigen Tagen wieder in ihre Häuser zurückgekehrt. „Jetzt sind alle wieder auf den Straßen, weil sie Angst haben im Inneren der Häuser zu bleiben“, sagte er.
Es droht eine geologische Kettenreaktion
Das Erdbeben am 12. Mai 2015 hatte nur knapp ein Fünftel der Wucht wie jenes der Stärke 7,8 am 25. April 2015. Dennoch muss wieder mit Hunderten Toten gerechnet werden.
Geologen wissen seit langem, dass Nepal in größter Erdbebengefahr ist. Die Ursache ist der Zusammenstoß zweier Tausende Kilometer breiter Kontinentalplatten unter dem Himalaya. Dabei schiebt sich die Indisch-Australische Platte etwa einen Millimeter pro Woche in den Eurasischen Kontinent. Das starke Zusammenprall dieser beiden Kontinentalplatten ließ die Erdkruste in Nepal zerspringen wie eine Glasscheibe und das Beben vom April war offensichtlich der Auslöser für die erneute Katastrophe, denn es erhöhte das Risiko starker Beben in der Region.
In Nepal entstand ein neuer See
Das letzte schwere Erdbeben hat Nepal eindeutig und nachhaltig geprägt. Das Beben hinterließ
nicht nur die verwüsteten Städte und Dörfer und Tausende Tote und Verletzte und es zerstörte fast die gesamte Infrastruktur. Die Geografie des Landes ist nicht mehr dieselbe. Durch das Erdbeben bedingt kam es zu einem massiven Erdrutsch und es entstand ein neuer See und die Erdstöße haben wahrscheinlich auch die Höhe des Mount Everest verändert. Besonders stark von Erdrutschen betroffen war Nepals Region Langtang – und von dort drohen weitere Gefahren.
Auf Bildern des US-Satelliten „Landsat 8“ ist deutlich ein Erdrutsch in der Region des Manaslu, der mit 8.163 Metern der achthöchste Berg der Erde ist, zu erkennen. Diese in 2.500 Metern Höhe Erdmassen stauen das Wasser des Tom-Khola-Flusses, der einen neuen See entstehen ließ.
Gefährlich wird es, wenn der Damm nachgibt und die stromabwärts gelegenen Dörfer Ghapsya und Ghap und die angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen, die nur zirka sechs Kilometer vom See entfernt liegen, überflutet. Es könnte auch China betreffen, da der See nahe der chinesischen Grenze liegt.