Entsetzlicher kaltblütig ausgeführter Massenmord in Paris

0
639

Täter sind Profis

Nur gute fünf Minuten dauert das Massaker in Paris um 11:20 (Ortszeit Paris) am 7. Januar 2015. Etwa 30 Schüsse wurden abgefeuert und die zwei mit automatischen Gewehren vom Typ Kalaschnikow bewaffneten und vermummten Terroristen schossen auf fast jeden, den sie sahen. Nur einigen Menschen, die am Tatort, im Gebäude des Redaktionsbüros ,Charlie Hebdo’ anwesend sind, gelang die Flucht über die Dächer.

Die Terroristen, die offensichtlich ausgebildete Profis im Morden sind, wussten ganz genau wie sie handeln mussten. Als ersts erschossen sie den Gebäudereiniger Frédéric Boisseau, 42. Danach fragten sie eine Putzfrau, wo die Redaktion istund liefen nach der Auskunft in den 2. Stock. Dort trafen sie auf die Zeichnerin Corinne Coco Rey, die zu spät zur Arbeit kam, weil sie ihre Tochter abholte. Sie zwangen sie unter Waffengewalt ihnen den Türcode zum Redaktionsbüro zu verraten. Als die Tür sich öffnet, kann sich die Frau mit ihrer Tochter hinter einen Schreibtisch retten.

Die beiden Terroristen, die die grausame Tat verübten: Links Chérif und rechts Saïd Kouachi. (Polizeifahndungsfoto)
Die beiden Terroristen, die die grausame Tat verübten: Links Chérif und rechts Saïd Kouachi. (Polizeifahndungsfoto)

Im das Büro wo die Redaktionferenz stattfand stürmten, riefen immer wieder laut „Allahu akbar” (gott ist der Größte). Dann rufen die Terroristen mehrere Namen von Redaktionsmitgliedern auf, darunter Chefredakteur Stéphane Charbonnier „Charb“, auf den sie es besonders abgesehen hatten. Gnadenlos richten sie alle Aufgerufenen hin. Im Feuer ihrer Maschinenpistolen sterben die Zeichner Georges Wolinski, 80, Jean Cabut, 76,einer der bekanntesten Zeichner Frankreichs – sowie Bernard Verlhac „Tignous“. Philippe Honoré (73), der Wirtschaftswissenschaftler Bernard Maris, der eine Kolumne unter dem Namen „Oncle Bernard“für ‘Charlie Hebdo’ schrieb und die Psychoanalytikerin Elsa Cavat, die für die Rubrik „Le Divan“ zuständig war. Auch der Korrekturleser Moustafa Ourrad wird getötet und der Kulturveranstalter Michel Renaud, der die Redaktion an diesem Tag besuchte. Und auch den Polizisten Franck Brinsolaro, 49, der für den Personenschutz der Redaktion verantwortlich war.

Der Anschlag forderte insgesamt zwölf Tote, unter ihnen zwei Polizisten und elf Verletzte, von denen vier in Lebensgefahr schwebten.

Anscheinend gelang es einem Redaktionsmitglied beim Eindringen der Mörder noch einen Notruf per Handy auszusenden, denn nur kurz darauf sickern die ersten Nachrichten von dem Angriff durch. Gleich darauf ruft ein befreundeter Journalist von der Zeitung „Humanité“ Corinne Rey auf ihrem Handy an. Die völlig verstörte Frau berichtet noch von ihrem Versteck aus von dem Gemetzel. Sie berichtet auch, dass die Täter perfekt Französisch gesprochen haben.

Nach nicht mal 10 Minuten war das Ganze vorbei und die Täter flüchteten aus dem Gebäude auf die Straße. Der Streifenpolizist Ahmed Merabet von der Mountain-Bike-Brigade des 11. Arrondissements kommt gerade zufällig vorbei. Die Täter schossen sofort auf ihn. Gleich darauf traf ein anderer Streifenwagen ein, die Terroristen beschossen auch diesen, die Polizisten wurden aber nicht verletzt.

Anschließend bestiegen sie ihren Fluchtwagen, einen schwarzen Citroën C3, schossen sozusagen im „Vorbeigehen“ noch dem schwer verletzten Polizisten in den Kopf. Dabei schrien sie: „Wir haben den Propheten gerächt! Wir haben „Charlie Hebo“ umgebracht!“ Ein Redakteur einer Fernsehproduktionsfirma, die ihre Büroräume im Gebäude gegenüber hat, filmte all diese Szenen mit seinem Mobiltelefon.

Dann flüchteten sie mit ihrem Fluchtauto und rasten entgegen der Fahrtrichtung auf dem Boulevard Richard Lenoir Richtung Place de la République. Einige Kilometer weiter nördlich an der Place du Colonel-Fabien verursachten sie einen Zusammenstoß mit einem Volkswagen. Die Lenkerin des Fahrzeugs wurde dabei leicht verletzt. Danach ließen sie ihr Auto stehen, zwangen einen Autofahrer ihnen seinen grauen Renault Clio zu überlassen und flüchteten weiter.

Im Fluchtwagen wurde der Ausweis eines der Täter Saïd Kouachi, 34, gefunden. Damit ist auch klar, dass sein Bruder Chérif Kouachi, 32, sein Komplize war. Im Wagen wurden auch Molotowcocktails und Dschihad-Flaggen gefunden mit denen zum Heiligen Krieg aufgerufen wurd.

Mittlerweile meldete CNN, dass einer der Attentäter, Saïd Kouachi, vor einigen Jahren zum Terror-Training im Jemen war, wo Al-Kaida immer wieder schwere Anschläge verübt, besonders auf die schiitischen Huthis. Die USA hatten damals bereits die beiden Attentäter auf einer No-Fly-Liste gesetzt und ihnen die Einreise in die USA verboten.

Gegen Chérif Kouachi wurde noch bis vor einem Jahr ermittelt. Er wurde verdächtigt, die gewaltsame Befreiung des algerischen Top-Terroristen Smaït Ali Belkacem, den Drahtzieher der Pariser Terroranschläge von 1995, aus dem Gefängnis geplant zu haben. Laut der Zeitung „Le Monde“ wurde das Verfahren gegen Kouachi im Sommer 2013 mangels Beweisen eingestellt.

Tausende Menschen gingen am gestrigen Donnerstag in Paris gegen den Terror auf die Straße. Sie versammelten sich am frühen Abend zu einem stummen Protest gegen den Anschlag auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“.

„Charlie Hebdo“ macht weiter

Ganz im Sinne des ermordeten Chefredakteurs Stéphane Charbonnier, der vor einigen Jahren gesagt hat, dass er „lieber aufrecht sterben als kniend leben wolle“, wird trotz des Anschlags das Magazin „Charlie Hebdo“ in der kommenden Woche erscheinen. „Wir werden weitermachen“, sagte der „Charlie Hebdo“-Autor Patrick Pelloux. „Wir haben uns entschieden, kommende Woche eine Ausgabe herauszugeben. Wir sind alle einverstanden.“ Die Mitarbeiter der Zeitung werden allerdings von zu Hause aus arbeiten müssen, da die Redaktionsräume wegen der laufenden Ermittlungen nicht genutzt werden könnten.

Der Anschlag auf das französische Satiremagazine „Charlie Hebdo“ in Paris fand unter radikalen Muslimen im Internet großen Beifall. Bei Twitter werden die Attentäter als Helden gefeiert. „Möge Allah unsere französischen Brüder belohnen“, schrieb jemand unter dem Namen „Abu Dujana“. Im Gegenzug verurteilen aber die größten muslimischen Verbände Frankreichs gemeinsam das Blutbad.

Auch das Königreich Saudi-Arabien verurteilt den Anschlag in Paris. Der Angriff sei ein „feiger Terrorakt, der durch die Religion des Islam und alle anderen Religionen abgelehnt wird“, sagte ein Sprecher des Königshaus noch am Mittwoch.

Einer stellte sich selbst

Der 18-jährige Hamyd M., der sich in der Nacht der Polizei stellte, soll ein Schwager der beiden Flüchtigen sein. Er trägt den gleichen Familiennamen wie Cherif Kouachis Frau, einer Kindergärtnerin.

Die französische Regierung teilte mittlerweile mit, dass derzeit insgesamt 88.000 Polizisten im Land im Einsatz bei der Großfahndung nach den flüchtigen Attentätern sind. Die beiden Männer wurden im Norden des Landes gesichtet und sollen inzwischen zu Fuß auf der Flucht sein.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein