Wie die Bangkok Post in einem Exklusiv-Interview mit dem ehemaligen zweifachen Ministerpräsidenten Thailands, Anand Panyarachun, erfuhr, warnte dieser eindrücklich vor einer Rezession in Thailand.
„Thailand steckt im Augenblick in einer dunklen Sackgasse und ich kann leider kein Licht am Ende des Tunnels sehen. Ich befürchte stark, dass sich dadurch die Konjunktur und die finanzielle Situation unseres Landes deutlich verschlechtern wird“, sagte er. „Thailand ging auch in der Vergangenheit durch viele Krisen, aber alle haben sich relativ schnell durch aufgelöst. Aber diese Krise dauert nun bereits seit einigen Jahren an. Im letzten Quartal des Vorjahres war ein Wirtschaftswachstum von mindestens 5 Prozent vorausgesagt worden, mittlerweile ist es auf 2,5 Prozent gesenkt worden. Nur, wenn diese Krise weiterhin bestehen bleibt, dann befürchte ich dass auch dieser schon geringe Wert noch weiter fallen wird“.
Der ehemalige Ministerpräsident, der Thailand schon zweimal aus ähnlichen Krisen gerettet hat, indem er die Zügel des Staates in die Hand nahm, sieht die Wirtschaft Thailands langsam zusammenbrechen. “Bedürftige Menschen hungern, weil sie ihren täglichen Reis nicht mehr bezahlen können. Die Farmer, die Reis anbauen, sind ebenfalls schwer getroffen. Die meisten Menschen der Mittelklasse halten ihr Geld zusammen. Das alles sind Anzeichen dafür, dass Thailand mit fliegenden Fahnen auf eine Rezession zusteuert”.
Anand sagte auch, dass, wenn es so weiter geht, die Diskussionen über Demokratie und politische Reformen in den Hintergrund rücken werden, da finanzielle Probleme an erster Stelle stehen werden. „Das wäre natürlich auch nicht richtig und eine Schande für Thailand und eine weitere vergebene Chance für eine echte Demokratie“, klagte er.
Anand sagte weiterhin: „Bei diesem politischem Gerangel wird es keine Sieger geben, sondern alle werden die Verlierer sein. Nur ein Kompromiss kann Thailand aus dieser dunklen Sackgasse führen. Zu einem Kompromiss gehören aber unbedingt zwei Parteien. Falls dies nicht geschieht, wird alles, worum nun gekämpft wird, in der zu erwartenden Wirtschaftskrise wieder untergehen. Wir müssen uns nun vorrangig um die nationalen Interessen kümmern und die Situation als Gesamtbild betrachten“.
Anand sagte auch, dass Thailand eine Regierung braucht, die normal funktionieren kann. „Die Regierung im Moment funktioniert überhaupt nicht. Das bedeutet nicht, dass ich sage, dass die Regierung Yingluck ein Misserfolg ist, ich sage nur, dass sie nicht funktionsfähig ist“. Er beendete das Interview mit den Worten: „Wir können so nicht mehr weitermachen, wir können es uns einfach nicht mehr leisten“.