Dass Darmkeime eine sehr lang unterschätzte Rolle bei der Regulation des Körpergewichts spielen, wurde nun durch Forscher des „National Cancer Institute“ in Bethesda herausgefunden.
Darmkeime, dessen Spektrum von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist, haben den Forschern zufolge einen großen Einfluss auf die Regulation des Körpergewichts. Dies wurde bei Experimenten mit Mäusen herausgefunden.
Sinkt nämlich die Zahl an Milchsäurebakterien und Clostridien, wird dadurch ein Reaktionsweg im Darm gehemmt, der den Fettstoffwechsel kontrolliert. Bei Versuchen ließ der Wirkstoff Tempol den Anteil an Milchsäurebakterien und Clostridien unter den Darmkeimen stark sinken. Dadurch wurde der Gehalt an Gallensäuren im Darm erhöht, da diese sonst von diesen Bakterien abgebaut werden.
Eine Hemmung dieses Signalwegs könnte eventuell eine neue Therapie gegen Übergewicht und anderer damit verbundener Stoffwechselkrankheiten werden.
Allerdings ist noch nicht erforscht, durch welchen Mechanismus der FXR-Signalweg im Darm die Entwicklung von Fettleibigkeit beeinflusst. Da aber bekannt ist, dass das Protein Farnesoid-X-Rezeptor (FXR) Teil einer biochemischen Reaktionskette ist, die den Fett- und Zuckerstoffwechsel reguliert, wurden Mäuse, denen dieser Rezeptor fehlte, mit Tempol gefüttert. Sie verhielten sich danach genauso wie normale Mäuse und wurden auch bei kalorienreicher Ernährung nicht mehr fett und behielten einen niedrigen Blutzuckerspiegel.
Das Tempol veränderte indirekt das Spektrum der Bakterienarten im Darm. Bereits nach nur fünf Tagen waren die Milchsäurebakterien der Gattung Lactobacillus im Blinddarm fast verschwunden und die Zahl an Clostridien sank. Diese beiden Bakteriengruppen produzieren Enzyme, die im Darm enthaltene Verbindungen von Gallensäuren abbauen. Sofern dieser Abbau nicht mehr in ausreichendem Maß stattfindet, steigt deren Konzentration stark an, was wiederum die Funktion des FXR-Proteins in den Darmzellen hemmt.