GRASP bedeutet ‘German Wat Ratchaburana Safe-Guarding Project’. Was aber ist damit gemeint?
Vor sechs Jahren wurde Ayutthaya in Thailand, eine UNESCO Welterbestätte von einer schlimmen Überschwemmung heimgesucht. Dies hinterließ in diesem historischem Park schwere Schäden an den wunderschönen Tempeln, da diese viele Wochen lang unter Wasser standen. Auf Ansuchen des damaligen deutschen Botschafters in Bangkok, Rolf Schulze, wurde von der Abteilung Kulturerhalt des deutschen Außenministerium GRASP ins Leben gerufen. Im Jahre 2012 unterzeichneten der damalige deutsche Außenminister Dr. Guido Westerwelle und die damalige thailändische Kulturministerin Sukomol Khunplome eine Absichtserklärung.
Unter der Leitung vom bekannten „Stein-Professor“ Hans Leisen von der Universität für angewandte Wissenschaften Köln und finanziert von deutschen Außenministerium wurde Ayutthaya ein Besuch abgestattet und der War Ratchaburna, einer der spekulärsten Bauwerke des hstorischen Parks, aus sechs gefährdeten Tempeln zur Renovierung ausgesucht.
Der Hauptgrund, dass man Wat Ratchaburana auswählte, war das herrliche und einzigartige Stukkatur-Wächterelief am südlichen Fuß des Mondop. Weiterhin zeigte eine genaue Untersuchung, dass flutbedingte Schäden sowohl die Ziegelkonstruktionen besonders gefährdet sind.
Der Wat Ratchaburana wurde dann in Absprache mit den örtlichen Behörden für das Erhaltungsprojekt ausgewählt. Hier wurde exemplarisch ein Konzept zur Konservierung von Stuck und Putzdekorationen entwickelt, angewendet und getestet, das dann später auf
andere Tempel in Ayutthaya und darüber hinaus übertragbar ist. Daneben wurden Untersuchungen durchgeführt, welche Fugmörtel die noch immer zum Einsatz kommenden Zementmörtel ersetzen konnten.
Zu Beginn von GRASP wurden viele Materialien für die Dokumentation und die Konservierung aus Deutschland mitgebracht. Da das Produktsortiment und die Beschaffungsmöglichkeiten in Thailand nicht bekannt waren, wäre die Arbeitsfähigkeit des Teams stark eingeschränkt gewesen. Zum Beispiel mussten Lieferanten für Sande mit spezieller Korngrößenverteilung oder Produzenten für gebrannten Kalk gefunden werden. Mittlerweile ist aber die Projektinfrastruktur bereits so gut ausgebaut, dass auch ohne Mithilfe der thailändischen Partner fast alle benötigten Materialien selbst im Land beschafft werden können. Die Verwendung thailändischer Produkte ist neben der Weiterbildung des thailändischen Teams und der Gerüstbeschaffung ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Nachhaltigkeit des Projektes.
Das Kooperationsprojekt zwischen dem thailändischen Kulturministerium, dem DFA und der Fachhochschule Köln, Institut für Restaurierungs- und Konser-vierungswissenschaft (CICS), wurde vom deutschen Auswärtigen Amt, Abteilung Kulturerhalt, gefördert.
Die Projektleitung lag bei Prof. Dr. Hans Leisen. Das Landesbüro der UNESCO wurde ebenfalls in das Projekt einbezogen und ständig über den Projektverlauf informiert.
Die Renovierungsarbeiten am Prang und Mondop, die buddhastatuen am Prang, die Blumendekoration auf der östlichen Seite der Vihara und die Stukkatur auf einem kleinen Chedi wurden erfolgreich konserviert. Besonders stolz ist GRASP darauf, dass zu diesen Arbeiten Thai Arbeiter herangezogen wurden, die speziell ausgebildet wurden und nun das spezielle technische Wissen hat, um als echte Experten in der Stukkatur-Konservierung alleine an anderen Tempel erfolgreich Renovierungen vornehmen zu können.
Nun, am 28. März 2017 wurde der renovierte Tempel, ein 20 Milliarden Baht (520.00 Euro) Projekt, während einer Feierstunde vor Ort vom deutschen Botschafter Peter Prügel an die thailändische Regierung, anwesend durch Sahabhum Bhumtitterat vom Kulturministerium, Dr. Sujin Chaichumsak, Gouverneur von Phra Nakhon Si Ayutthaya Provinz, Anandha Chuchoti von der Abteilung für Feine Künste, Preecha Khun-thapraisri dem Vizebürgermeister von Ayutthaya Municipality und Sukanya Baonoed, Direktorin des Ayutthaya Historischen Parks, übergeben.
Professor Hans Leisen und seine Gattin, Dr. Esther von Plehwe-Leisen, eine freiberufliche
Geologin und Konservierungswissenschaftlerin sowie Lehrbeauftragte an der Fachhochschule
Köln, CICS, die von Anfang an bei den Renovierungsarbeiten mit dabei war.
Prof. Dr. Hans Leisen ist Senior Professor am Institut für Restaurierungs- und
Konservierungswissenschaft (CICS) der Fachhochschule Köln. Er leitet seit 1995 das German Apsara Conservation Project (GACP) in Angkor und seit 2012 das German Wat Ratchaburana Safeguarding Project (GRASP) in Ayutthaya. Weitere Projekte inDeutschland, Ägypten und Indonesien.
Deutscher Botschafter lädt zum Empfang ins Classic Kameo Hotel Ayutthaya ein
Am Abend des 28. März 2017 fand im Classic Kameo Hotel Ayutthaya ein Empfang für geladene Gäste von Botschafter Peter Prügel statt. Zu diesem Empfang waren die Ehrengäste, die Presse, das gesamte Team der Restaurierungsarbeiten und auch die thailändischen Stukkateure, die bereits vorher beim Tempel Auszeichnungen und Geschenke erhalten hatten, eingeladen worden. Bei erlesenen Getränken und ausgewählten Speisen wurden noch viele Erinnerungsfotos gemacht und lange, interessante Gespräche geführt.
Ayutthaya – Hauptstadt des mächtigen Königreichs vonSiam
(Auszüge eines Artikels von Esther von Plehwe-Leisen und Prof. Hans Leisen)
Die Stadt Ayutthaya mit ihren unzähligen Tempelruinen war von 1350-1767 die Hauptstadt des Königreiches von Siam. Durch Vereinigung zweier Fürstentümer wurde das Königreich von Ayutthaya um 1350 von dem ersten König Rama Thibodi I. (U Thong) gegründet (Dittmar 1981, 21).
Der Ort für die gleichnamige Hauptstadt des Königreiches war ideal in einer sehr verkehrsgünstigen Position gelegen. Durch einen künstlichen Kanal wurde die Stadt zu einer Insel, umflossen von den Flüssen Chao Phraya, Lopburi und Pasak. Schon vor der offiziellen
Stadtgründung gab es hier bereits eine bedeutende Siedlung, die einen prosperierenden Handel mit China führte.
Das siamesische Königreich von Ayuthhaya entwickelte sich zu einer weltoffenen Großmacht, selbst hochseetüchtige Handelsschiffe konnten mit einigen Einschränkungen den Chao Phraya hinauffahren und den Hafen und die Speicher von Ayutthaya erreichen. Nicht nur näher gelegene
Handelsmächte wie China oder Indien, auch europäische Kaufleute trieben Handel mit Ayutthaya. Die Portugiesen waren die ersten, es folgten Niederländer, Briten und Franzosen, aber auch Japaner und Perser kamen und ließen sich in Ayutthaya nieder. Im Süden der Stadt wurden
ausländische Siedlungen gegründet, europäische Häuser oder die St. Josephskirche zeugen noch
heute davon.
Der Handel brachte großen Reichtum in die Stadt. Ayutthaya als reiches und mächtiges Königreich zog viele Künstler an, ein eigenständiger Kunstund Architekturstil entwickelte sich. Der thailändische Historiker Prinz Damrong Rajanubhab (1929) teilte als Erster die Ayutthaya Kunst in 4 Zeitperioden ein. Der Tempel Wat Ratchaburana wird in die frühe Ayutthaya-Periode gestellt.
Alle Pracht hatte ein Ende als die Birmesen 1767 Ayutthaya einnahmen, plünderten, brandschatzten und die Einwohner umbrachten oder zu Gefangenen machten. Große Brände zerstörten die Stadt und ihre Tempel, Klöster und Paläste.
Erst 1769 wurden die Birmesen wieder aus Thailand vertrieben. Aber Ayutthaya wurde nicht wieder Hauptstadt, sie war zu stark zerstört worden. Erst Thonburi und dann Bangkok wurden neuer Regierungssitz. Für die großen Bauprojekte dort wurden die Bauten Ayutthayas geschliffen, die Ziegelsteine wurden zu den neuen Bauvorhaben im Süden transportiert. So erlebte Ayutthaya noch eine weitere friedliche Phase der Zerstörung.
Die „Historische Stadt von Ayutthaya“ wurde im Jahr 1991 in die UNESCO Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
Der Wat Ratchaburana wurde 1424 von König Borommarachathirat II – auch bekannt als Chao Sam Phraya vom Ayutthaya Königreich – als Begräbnistempel für seine beiden Brüder, die im Kampf um den Königsthron starben, erbaut und er, als der dritte Sohn, daher König wurde.