Kurt Krieger, in Aschaffenburg am 9.3. 1931 geboren, lebte viele Jahre in Thailand mit seiner Gattin Nuan und deren beiden Kindern.
Der Autor vieler Bücher, Broschüren und Artikel, der auch längere Zeit für Pattaya Blatt tätig war, hatte schon immer seinen eigenen Weg verfolgt und war ein Meister der Vorbereitug. Nun ist er am 15. Mai 2019 in seinem Haus am Maprachan Lake friedlich im Schlaf verstorben, und alle die ihn gut kannten, hat eskeinesfalls überrascht, dass er sich vorher gründlich auf seinen Abschied vorbereitet hatte. Er hat sich mit folgenden Worten (etwas von uns gekürzt und abgestimmt) von seinen Freunden verabchiedet:
„Schon von Kindheit an musste ich ohne Elternhaus mein Leben allein arrangieren, deshalb will ich auch meinen Tod selbst gestalten und meine Grabrede selbst verfassen.
Erst beim Schreiben meiner Lebensgeschichte habe ich festgestellt, dass diese recht aufregend verlaufen ist.
Als Sohn eines Arztes wurde ich geboren, jedoch hat das Schicksal mich, den 14-jährign evangeelischen Buben am Kriegsende auf einen niederbayerischen Bauernhof nach dem Krieg verschlagen. Dort musste ich als Knecht bei den Kühen und Schweinen arbeiten und diese schwere Zeit hat mich für mein Leben geprägt.
Als ich mit 20 Jahren den Absprung fand, habe ich weder den Ochsen, die merkten, dass sie mit mir beim Pflügen machen konnten was sie wollten, noch den Äckern, auf denen ich mit krummem Rücken arbeitete, nachgeweint. Ich verdingte mich in Zürich als Milchmann, lieferte ab 4 Uhr morgens Milch, Butter, Käse und musste dann die schweren Käse-Laibe im kalten Keller waschen.
Also wechselte ich danach in die Gastronomie und arbeitete als Etagenkellner und Kuchenverkäufer. Meinen guten Verdienst sparte ich, bis ich damit die Hotelfachschule in Zürich besuchen konnte. Anschließend wurde ich Manager in einem Groß-Restaurant an Zürich’s Bahnhofstraße.
1954, als 23-jähriger, gründete ich alleine den Deutschen Club Zürich – und alle jungen Deutsche kamen zu den von mir organisierten Clubtreffen und innerhalb zweier Jahre hatten wir 2.000 zahlende Mitglieder. Und plötzlich war ich Präsident, jetzt war ich endlich jemand. Auf Empfängen trank ich nun Champagner und Wein mit dem deutschen Botschafter, mit Wirtschaftsminister Ludwig Erhard und dem deutschen Außenminister von Brentano. Ich durfte auch bei unseren Clubabenden Katharina Valente und Anneliese Rothenberger küssen.
Alles ging gut, bis ich heiraten musste, da die werdende Mutteraus allerbesten kreisen stammte: ihr Vater war der Präsident der Deutsch-Schweizerischen Wirtschaftskammer. Er zwang sie zu heiraten und warf sie dann ohne Mitgift aus dem Haus und aus seiner Familie.
Also kehrten wir zurück in meine bayerische Heimat, pachteten einen Landgasthof und meine Frau gebar einen Sohn.
Danach landete ich im österreichischen Kleinwalsertal und erhielt später auch meinen österreichischen Reisepass. Ich pachtete ein 500 Jahre altes Bauernhaus und gestaltete innerhalb 30 Jahren daraus ein – wie man heute sagen würde – Boutique Hotel. Wichtige Zeitungen, die Süddeutsche oder das Magazin GEO berichteten über uns und auch die Reiseführer Michelin bis Gault Millaut schwärmten von dem schönen, kleinen Hotel in den Bergen.
Ich hatte also mein perfektes Glück und Ideallösung gefunden – dachte ich. Leider aber hatte ich bei meinen Frauen, ja ich hatte mehr als eine, immer Pech und eine nach der anderen zerstörten mein Leben und brachten mich um meine Ersparnisse.
Zum Lebensende spülte mich das Schicksal an den Strand von Jomtien, weil ich mit der minimalen Rente in meiner Heimat nicht leben konnte.
Was mich hier erwartet hat, waren letztendlich „Erfahrungen der besonderen Art“. Denn, im Grunde meines Naturells war ich weder ein Typ für Sonne, Strand und Meer. Schon gar nicht passte ich in die pattayanische Rentner-Geiz-Mecker-Community meiner gestrandeten Landsleute. Und den Lust-Schmerz der Krallen der vermeintlichen süssen Thaikätzchen spürte ich – der gutgläubige Bauernbub aus den Bergen – erst als es zu spät war.
Auch war die Situation des Rentners nicht meine Welt, ich war ein Typ, der ein Leben lang etwas bewegt hat. Es dauerte viele Jahre bis ich mir hier einen Freundeskreis aufbaute in dem ich mich gerne bewegte.Und obwohl ich dachte, dass mich hier niemand braucht, weil hinzukam, dass ich im Alter sowohl körperlich wie auch finanziell recht unbeweglich wurde, habe ich doch noch einiges auf die Beine gestellt. Ich war Gründungsmitglied im „Rotary Club Phönix Pattaya“, ich war Mitglied im DSU (Deutschsprachiger Unternehmer Club) un ich habe den Club „Herrenaben“ gegründet, der guten Zulauf fand und schließlich später noch den „Gourmet-Club“, der auch heute noch besteht.
Das größte Glück und den schönsten Erfolg hatte ich im letzten Drittel meines Lebens, als ich meine geliebte Frau Nuan traf. Sie hat mich mit bestimmter Hand geleitet ohne mir die Freiheit zu rauben. Sie war mein ganzes Glück meiner letzten Jahre.
Nun ist es an der Zeit mich von meiner wunderbaren Frau Nuan, von meiner geliebten Tochter Christine und von all meinen Freunden, die ich hier gewonnen habe, zu verabschieden. Mein letztes Vermächtnis an euch ist, macht euch bitte klar, dass jetzt, im Alter, die Zeit ist zu ernten und zu danken, dass es euch gut geht. Lebt frühlich und gönnt euch selbst alles was ihr verdient habt. Werdet jeder auf seine individuelle Art glücklich, das wünsche ich euch bei meinem Abschied.
Euer Kurt, der alle Menschen gerne mochte, auch die, die ihn vielleicht nicht mochten.“
Kurt’s Einäscherung fand am 23. Mai 2019 im Kreise seiner Gattin, ihrer Kinder, seiner Tochter und enger Freunde statt.
Lieber Kurt, du hast uns allen soviel gegeben und wir werden dich immer in Erinnerung behalten – bis wir uns wiedersehen!