Den Leserbrief des Lesers Volkmann aus dem tiefsten Isan kann man nicht unwidersprochen hinnehmen. Auch ich habe ein Problem, allerdings mit der hinterwäldlerischen Auffassung des Herrn Volkmann. Erst mal eine Richtigstellung: Gemäß Wikipedia wurde ‚der Begriff Homosexualität 1869 durch den österreichisch-ungarischen Schriftsteller Karl Maria Benkert (Pseudonym: Karl Maria Kertbeny) erfunden.’ Insofern kann im 3. Buch Moses nicht gestanden haben, dass ‚Homosexualität’ eine Abscheulichkeit sei, wie Leser Volkmann behauptet.
Eine der wichtigen Voraussetzungen für das Zusammenleben von Menschen ist die Liebe. Dabei ist es doch erst einmal unerheblich, ob sich Menschen des gleichen oder unterschiedlichen Geschlechts ineinander verlieben. Für die Liebe gibt es viele Faktoren, die bei der Partnerwahl von besonderer Bedeutung sind. Einer der vielen Faktoren ist auch die sexuelle Orientierung. Ich bin der Meinung, dass niemand auf der Welt das Recht hat, darüber zu entscheiden, welche Liebesbeziehung nun normal oder abnormal ist. Das ist ausschließlich Angelegenheit der Liebenden. Was allerdings die von Leser Volkmann angesprochenen Sexualpraktiken betrifft, stimme ich ihm halbwegs zu.
Das muss aber auch jeder für sich entscheiden und bedarf keiner Reglementierung durch Staat oder Kirche. Vielleicht sollte sich Leser Volkmann mal etwas mehr mit der Materie beschäftigen, dann würde er feststellen, dass es in der Hetero-Welt wesentlich schlimmere Praktiken gibt als in der Schwulen- und Lesben-Welt. Ich denke da nur mal an die Pädophilen, Sodomisten oder auch Sado-Masochisten. Herr Volkmann sollte mal Paraden der Christopher Street Days besuchen. Dort nehmen auch Gruppen der Sado – Maso – Szene teil und demonstrieren dabei ihre Vorlieben. Die Mitglieder dieser Gruppen sind keine Schwulen und Lesben, sondern so genannte Heten, werden aber von den Veranstaltern der Paraden trotz konträrer Auffassungen toleriert und akzeptiert. Soviel zum Thema Toleranz. Bezüglich Christen und Homosexualität weise ich einfach mal auf die in der jüngsten Vergangenheit aufgedeckten sexuellen Missbräuche in der Kirche hin. Dabei ging es in den meisten Fällen um gleichgeschlechtlichen Sex. Zum Schluss muss ich sagen, dass Herr Volkmann allerdings etwas mit den Schwulen und Lesben gemeinsam hat – sie gehören beide zu einer Minderheit in der Gesellschaft. Und das ist auch gut so.
E. H. Weltmann