Der so genannte „Deep Lake“ in der Antarktis friert wegen seines extremen Salzgehalts auch bei minus 20 Grad Celsius nicht zu. Nun haben australische Wissenschaftler in diesem zirka 3.500 Jahre alten Antarktis-See erstaunliche Mikroorganismen entdeckt. Diese Einzeller tauschen ihre extrem großen Erbgutstränge nicht nur über Arten, sondern über verschiedene Gattungen aus, ja sogar zwischen Gattungen. Aber trotz dieses großzügigen DNA-Transfers bleiben die einzelnen Spezies in dem Gewässer erhalten. Das Gewässer hat allerdings den Ruf, am wenigsten produktiv zu sein, mit wenig Inhalt, der wachsen kann.
Nun wurden von den Forschern Proben aus verschiedenen Tiefen des Sees entnommen und die Genome von vier Arten von Haloarchäen, die unterschiedlichen Gattungen angehören, untersucht. Generell geben viele Einzeller Erbgut nicht nur durch Zellteilung weiter, sondern auch durch den so genannten horizontalen Gentransfer. Dabei können DNA-Abschnitte sogar zwischen diversen Arten ausgetauscht werden. Im Deep Lake geschieht dies sogar zwischen Gattungen in erstaunlichem Ausmaß: Die vier Arten tauschten DNA-Abschnitte mit bis zu 35.000 Basenpaaren nahezu unverändert aus. Jedoch sind die verschiedenen Arten an verschiedene Nischen angepasst und haben verschiedene Nahrungsquellen, deshalb bleiben die Arten erhalten.
Der Gen-Austausch ist in diesem See ein wichtiger Antrieb für die Evolution, laut Wissenschaftlern. Die Vermehrungsrate der Mikroorganismen durch Zellteilung wird auf jährlich nur sechs Generationen geschätzt.
Glycerol, ein von Algen produzierter Zucker, ist der wichtigste Energiespender für die am häufigsten auftauchende Einzeller „tADL“. Dieser bildet auch kleine Gasbläschen, die ihm Antrieb geben, um an die Wasseroberfläche zu gelangen, wo er im Sommer aus Licht Energie gewinnt.
Die Wissenschaftler behaupten, dass diese Studie zeigt, wie einzigartig und verletzlich antarktische Seen sind. Darum muss die Antarktis besonders geschützt werden.