Hoher Besuch im Begegnungszentrum in Pattaya

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Jan Scheer, der ständige Vertreter der deutschen Botschaft und Leiter der Wirtschaftsabteilung besuchte am Dienstag, den 13. März, das Begegnungszentrum der Deutschen Sprache in Pattaya. Gemeinsam mit einem Mitarbeiter war er der Einladung von Wolfgang Leuschner gefolgt, um vor ca. 35 deutschsprachigen Besuchern einen Vortrag zu halten. Sein Thema: „Die Thai-deutschen Wirtschaftsbeziehungen vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Entwicklung in Thailand“.

Die deutsche Botschaft in Thailand hat etwa 95 Mitarbeiter, wovon nach der Konsularabteilung die Wirtschaftsabteilung mit 7 Mitarbeitern die zweitgrößte ist. Ihre Aufgabe ist es, deutschen Unternehmen zu helfen, um Geschäfte in Thailand zu machen. Tatkräftige Hilfe erhält die Botschaft dabei von der sehr aktiven deutschen Handelskammer in Bangkok.

Die Thai-deutschen Wirtschaftsbeziehungen

Seit 156 Jahren bestehen erfolgreiche Wirtschaftsbeziehungen zu dem Königreich. Nicht nur deshalb investiere die deutsche Wirtschaft zunehmend stark in Thailand. Aber auch thailändische global agierende Firmen engagieren sich stark in Deutschland. So gehören die renommierten Kaufhäuser KaDeWe in Berlin, der Oberpollinger in München und das Alsterhaus in Hamburg dem thailändischen Central Konzern. Die Folge ist eine ausgeglichene Haushaltsbilanz von ca. 10 Mrd. Euro pro Jahr.

Jan Scheer bei seinem Vortrag.
Jan Scheer bei seinem Vortrag.

Seit Februar sei Thailand auch ein Industriestaat, denn mehr als 52 Prozent der arbeitenden Bevölkerung sei in der prosperierenden Industrie beschäftigt. Das Wachstum beträgt derzeit 3 Prozent und nach einem Einbruch 2014 steige auch die Wirtschaftskraft kontinuierlich. Viele Arbeitsplätze in der Industrie können derzeit nicht besetzt werden.

Die Konkurrenz nehme in den letzten Jahren stark zu, denn vor allem China und Japan drängen mit Macht auf den thailändischen Markt. Das zeige sich z. B. auch im Tourismus, führt Jan Scheer aus. Dieser trägt mit ca. 16 Prozent zur Wirtschaftsleistung bei. Allerdings haben sich die Touristenzahlen stark verändert. Waren es vor Jahren noch die Europäer, die in den Touristenmetropolen den Ton angegeben haben, so seien es nun mehr Besucher aus den asiatischen Staaten, allen voran China, die Thailand besuchen. Kamen im letzten Jahr ca. 900.000 Deutsche nach Thailand, so stehen dem etwa 9 Mio. chinesische Besucher gegenüber.

Neben der Förderung von Großprojekten wie dem Ausbau des Schienenverkehrs werden von der deutschen Botschaft auch zahlreiche Kleinprojekt in einer Größenordnung von 40.000 Euro gefördert, z. B. die Versorgung einer abgelegenen Schule mit einer Fotovoltaikanlage.

Duale Berufsausbildung

Besonders interessiert zeige sich Thailand an der deutschen dualen Berufsausbildung, doch seien die Herausforderungen gewaltig. So müsste insbesondere die Lehrerausbildung modernisiert und intensiviert werden, damit diese die Schüler vor allem im ländlichen Raum auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereiten könnten.

Auch sei es schwierig, vom bisherigen thailändischen System abzukommen. Hier besuchen Schüler zuerst die Berufsschulen und müssen sich dann von dort aus um Praktikumsplätze und Ausbildungsstellen in den Firmen bemühen. In Deutschland sei das System genau umgedreht; da suchen sich Lehrlinge einen Ausbildungsplatz in der Firma. Diese wiederum schickt dann ihre Auszubildenden an die entsprechende Berufsschule. Man sei in enger Diskussion mit dem Erziehungsministerium und Jan Scheer äußerte die Hoffnung, dass die Entwicklung voranschreite. Allerdings sei eine schnelle Umsetzung schwierig, wenn Verantwortliche sehr häufig ihr Aufgabengebiet wechselten.

Förderung des Umweltschutzes

Ein weiterer Schwerpunkt der Aufgabe der deutschen Botschaft ist die Förderung in den Bereichen Umwelt, Klima und Energie. Hier sei man in guten Gesprächen, denn Thailand zeigt sich sehr an deutscher und europäischer Umwelttechnologie sowie an der Gesetzgebung interessiert. Das Geschäft sei mühsam, doch erste Erfolge sichtbar. So werden ab dem 1. April 2018 die zusätzlichen Schutzfolien aus Plastik bei den Wasserflaschen verboten. Das sei nur ein erster Schritt hin zur Vermeidung des die Umwelt belastenden Plastikabfalls. Um ein Recyclingsystem ähnlich dem deutschen einzuführen, sei es z. B. notwendig, die thailändische Gesetzgebung zu ändern, die bisher verbietet, dass Plastik in Thailand wiederverwertet wird.

Nach seinem kurzweiligen Vortrag stiegen die Teilnehmer in eine angeregte Diskussion ein. Viele Themen wurden angesprochen, z. B. die Ungleichbehandlung von Thailändern und Farangs sowie die wirtschaftliche Situation; auch über die aktuelle politische Lage wurde kontrovers diskutiert. So erwähnte Jan Scheer, dass seit November 2017 die Europäische Union wieder in enger Diskussion mit der Regierung sei, was die Besuche von Außenministern verschiedener Länder belegen. Er nahm sich Zeit, ausführlich zu den Fragen Stellung zu nehmen.

Wolfgang Leuschner, der Leiter des Begegnungszentrums, bedankte sich im Anschluss bei Jan Scheer und allen Beteiligten, die dazu beitrugen, diese Veranstaltung zu einem gelungenen Ereignis zu machen.

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