Alfred Schmid
Ein erfülltes Leben
Elfi
Seitz
Alfred Schmid wurde am 22. August 1929 in Korneuburg, einer
Kreishauptstadt in Nieder-Österreich geboren. Seine Eltern, Franz und
Hildegarde, hatten ein gut gehendes Restaurant und wurden viele Jahre
nach Alfreds Geburt noch Eltern von zwei Mädchen.
Alfred besuchte die Schule in Korneuburg mit Erfolg, war aber nicht sehr
versessen darauf, die Schulbank nach dem Hauptschulabschluss noch länger
zu drücken und begann eine Lehre als Kellner und Koch. Nach nur einem
Jahr Lehre wurde er vom damaligen Regime in die Hitlerjugend eingezogen.
Als Deutschland bereits in den letzten Zügen lag, wurden viele junge
Männer an die Front geschickt, um als „Kanonenfutter“ die
heranmarschierenden Russen wenigstens noch eine Weile aufzuhalten.
Alfred wäre an die ungarische Grenze abkommandiert worden, hätte sein
Vater Franz nicht den Leutnant der für den Abtransport der Kinder
verantwortlich war, buchstäblich mit seinem Säbel in der Hand gezwungen,
den Namen seines Sohnes aus der Liste zu nehmen. Natürlich hatte dies
Folgen. Franz wurde gewarnt und packte seine schwangere Frau, seinen
Sohn und seine Tochter auf einen Lastwagen mit nur wenigen
Habseligkeiten und flüchtete Richtung Ober-Österreich, in die
„amerikanische Zone“. Alfred revanchierte sich derart bei seinem Vater,
indem er diesen, von den Amerikanern später in Kriegsgefangenschaft
genommen, mit einem Trick ganz öffentlich auf einem Bauernkarren aus dem
Gefangenenlager brachte. „Es war ein echtes Husarenstück“, erinnert sich
Alfred. „Ich weiß nicht, ob ich heute nochmals so etwas wagen würde,
aber damals ging es überraschend leicht.“
Nach all diesen Abenteuern nahm Alfred, oder Fredi, wie er genannt
wurde, seine Lehre als Kellner in seiner neuen Heimatstadt Schwanenstadt
wieder auf. In seiner Freizeit spielte er Fußball. Da er sehr talentiert
war, wurde er vom österreichischen Bundesligaclub LASK „entdeckt“. Als
mehrfacher Schützenkönig wurde Alfred auch mit zwei anderen Spielern als
das „Wunder-Innentrio“ von Reportern bezeichnet.
Mit 21 Jahren heiratete er zum ersten Mal, arbeitete, um etwas mehr Geld
zu verdienen, als Versicherungsangestellter, um endlich im Jahre 1954
auf dem italienischen Schiff „Castel Felici“ nach Australien
auszuwandern. Wie üblich wurden die Auswanderer damals in ein
Auffanglager gesteckt, um beim Bau der Eisenbahn zu arbeiten. Auch dort
spielte Fredi Fussball. Nur zwei Wochen nach Ankunft wurde ein
ungarischer Fußballklub aus Adelaide auf ihn aufmerksam und stellte ihn
als Profispieler ein. Fredi sagte dem Lager „Ade“, wurde mehrfacher
australischer Schützenkönig und baute sich innerhalb eines Jahres sein
eigenes Geschäft, das Restaurant „Aristokrat“, auf. Viele bekannte
Künstler, unter ihnen die Wiener Sängerknaben, kamen auf ihren
Gastspielen in sein Lokal. Alfred eröffnete nach vier Jahren ein
weiteres Lokal in Melbourne. Dieses hatte die längste Milchbar (38
Meter) Australiens und er beschäftigte 42 Mitarbeiter.
Alfred aber wollte mehr und zog nach Sydney, in die heimliche Hauptstadt
Australiens. Da er nicht sofort eine geeignete Lokalität fand, arbeitete
er erst als Restaurantmanager im Hilton Hotel, bevor er das
Exklusiv-Restaurant „Wienerwald“ im damaligen noch eleganten und ruhigen
Kings Cross Viertel eröffnete.
Nach seiner Scheidung von seiner Frau flog er zuerst in die Heimat und
fand dort 1965 die Liebe seines Lebens, Ilse, die er im Jahre 1967
heiratete. Mit ihr hat er zwei Kinder, Fredi und Jackie.
Aber das Abenteuer lockte und die junge Familie verpachtete das Lokal
und machte sich auf den Weg in die USA. In West Port, Connecticut,
arbeitete er, wieder als Restaurantmanager, in den Feudal-Lokalen „La
Crepe“ und „Maude Seychelles“. Rachel Welch, Paul Newman und viele
andere Schauspieler, zählten zu seinen persönlichen Freunden.
Nach drei Jahren musste er aus geschäftlichen Gruenden zurück nach
Sydney und übernahm wieder sein Restaurant, das er die nächsten 35 Jahre
bis zum Pensionsalter leitete. Dann zog sich Alfred 1991 mit seiner
Familie an die Gold Coast zurück, um hier seinen Altersitz zu genießen.
Sein Sohn Fredi, oder Alfie, wie er sich auch nennt, folgte in die
Fußstapfen seines Vaters und ist erfolgreicher Geschäftsführer und CEO
im „Dracula – Cabaret Restaurant“, dem einzigen seiner Art in
Queensland. Tochter Jackie ist Lehrerin und hat zwei Kinder, Madeleine
und James.
Alfred Schmid, der kürzlich erst seinen 79. Geburtstag feierte, war zwar
nur zu Besuch in Thailand, aber sein erfülltes Leben ist trotzdem
erwähnenswert, nicht zuletzt weil er mein Bruder ist.
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