Bauarbeiten wurden in Rekordzeit fertig gestellt
Am 16. November war es soweit und die neue Fabrik von
Grohe in Klaeng wurde feierlich eröffnet. 485 Millionen Baht wurden
aufgebracht, um die Erweiterung zu ermöglichen. Das bedeutet, dass die
Firma ihr Ziel, die Produktion zu verdoppeln und in neue Technologien zu
investieren, in kürzester Zeit erreicht hat.
(Von
links) Kiatanant Trongkamolthum, Exekutive Direktor der Haco Gruppe,
Ekkehard Thesen, geschäftsführender Direktor von Grohe Siam Ltd., Detlef
Spigiel, der Direktor für Technologie und Arbeitswesen der Grohe Water
Technology AG & Co. KG., Sompong Dowpiset, Vorsitzender der Haco Gruppe,
Volkhard Splittberger, geschäftsführender Direktor der Grohe Pacific, und
Rudolf Bermuehler, der technische Direktor von Grohe Siam Ltd.
David J. Haines, der Vorsitzende des Direktoriums, sagte
bei der Eröffnung: „In den vergangenen Jahren ist es Grohe gelungen, die
führende Marke weltweit für sanitäre Anlagen und Duschsysteme zu werden.
Das ist zum Teil auch der Internationalisierung zu verdanken. Unser
internationaler Markt beträgt ungefähr 10 Prozent, was uns zu einem
starken Mitspieler auf dem Weltmarkt macht. Wir wollen diese Stellung nun
verstärken und erweitern." Er sagte weiter, dass der Prozentsatz der
nicht-deutschen Produktion konstant erweitert werden wird, da dazu die
besten Möglichkeiten in anderen Ländern gesehen werden. „Es ist vor
allem in Asien, dann in den USA und im Mittleren Osten, wo wir 80 Prozent
unserer Verkäufe tätigen", sagte er.
Die Fabrik in Klaeng wird sich auf die Herstellung von
Messingteilen konzentrieren. Das dazu benötige Equipment wurde bereits
installiert. Die Firma, die im Jahre 2001 mit 250 Arbeitern begann, bietet
nun 650 Menschen Arbeit, und das Ziel der Geschäftsleitung ist es, diese
Zahl im Jahre 2006 auf über 900 zu erhöhen. (PB)
Burkard Richter
Von Pattaya hat man gehört. Von Pattaya spricht man.
Negativ natürlich: Prostitution, Sex mit Kindern. „Und Sie waren schon
da?" Natürlich nicht, Nie würde man selbst dorthin fahren.
Um diese Bildungslücke zu schließen, verlängerte der
Autor dieser Zeilen seinen Aufenthalt um zwei Tage. Und blieb letztendlich
zwei Wochen.
Am ersten Abend wurde an der Hotelbar des Siam Bayshore
heftigst über Go-Go-Girls und Moneyboys diskutiert, doch eigentlich wusste
niemand Genaueres. Es kam der Gedanke, doch einfach mal bei den Betroffenen
nachzufragen. Hieraus entstand eine 142 Personen (89 weibliche, 53
männliche) umfassende Befragung. So zog ich nun von Bar zu Bar, von Club zu
Club, aber auch vom einem Supermarkt zum nächsten, durch die Walking
Street, Boys Town und Südpattaya um das Day-Night-Hotel. Es war nicht mein
erholsamster oder amüsantester Urlaub, aber gewiss der interessanteste.
Zwischen Bar
und Internet
Die erste Frage richtete sich nach dem Ort der
Kontaktaufnahme mit dem Kunden. Erwartungsgemäß arbeiten die meisten
weiblichen Prostituierten in den Go-Go-Bars bzw. die männlichen in den
Clubs. Im Gegensatz zu den „Girls" werden viele Thaiboys jedoch
individuell entweder in den „mostly male Dance-Shows" bzw. an
bekannten Treffpunkten wie Diskotheken engagiert. Ebenfalls nimmt das
Internet bei ihnen zunehmend eine größere Rolle ein: Die Kontakte
entstehen über die Szeneseiten, sie sind langfristiger geplant und kommen
gezielt zustande: Per Chat werden vor Reiseantritt Bilder getauscht, mittels
Webcam nackte Körper betrachtet, Preise ausgehandelt und letztendlich
Treffen oder Urlaubsbegleitungen vereinbart.
Auch die Dauer des Kontakts mit dem Farang unterscheidet
sich zwischen den Geschlechtern. Die Verbindungen zwischen Männern bestehen
erheblich länger, die Thaiboys nehmen die Funktion eines Urlaubspartners
ein: Typisch sind zwei, drei Tage zum Kennenlernen und anschließend ein
mehrtägiger Ausflug, z. B. nach Ko Samet.
„I love you ...
forever"
Wie entwickelte sich der Kontakt nach dem Urlaub weiter?
Die Prostituierten berichten, dass sie nach der Trennung den Kontakt im
allgemeinen zunächst aufrechterhalten: Hier und da mal eine SMS, eine
Email. Wer weiß, vielleicht ist der Farang ja großzügig und veranlasst
Wohltaten per Western Union. Bleiben diese Zuwendungen jedoch aus, verebbt
das Interesse und der Kontakt erlischt im Laufe weniger Wochen.
Behält der Farang jedoch die Initiative bei und bringt
sich regelmäßig in Erinnerung, ist auch die Aktivität auf asiatischer
Seite hoch: Telefonanrufe oder Geschenkpäckchen mit CDs oder Kleidung
werden nach Amerika, Australien oder Europa versandt. Im Idealfall stehen
die Thailänder neben dem Alltagsgeschäft mit mehreren Liebhabern in
Kontakt, die dann auch regelmäßig in den Ferien wiederkehren.
Gar nicht so selten erfolgt bereits nach relativ kurzer
Zeit eine Einladung in die Heimat des Farangs; vielleicht ein Versuch, sich
ein Stück Exotik, eine kleine Urlaubserinnerung ins neblige Europa zu
holen. Etwa 2 Prozent aller weiblichen Schönheiten waren auf Kosten ihrer
Freier in dessen Heimatland eingeladen worden. Deutlich größer ist die
Zahl männlicher Reisender: Beachtliche 14 Prozent waren schon in Europa-
und Amerika gewesen! Allerdings scheint die Attraktivität der Asiaten nach
spätestens zwei Jahren nachzulassen, fast alle Beziehungen wurden innerhalb
dieses Zeitraums durch den Farang beendet.
Die unterschiedlichen Ergebnisse zwischen den
Geschlechtern sind darauf zurückzuführen, dass die Kundengruppen sich
voneinander unterscheiden. Die Freier der weiblichen Prostituierten suchen
überwiegend nur ein schnelles sexuelles Erlebnis.
Während des Tages stehen Sonne, Strand und Spaß, oft im
Kreise von Landsleuten, auf dem Programm. Dagegen suchen verhältnismäßig
mehr Homosexuelle eine Kurzzeitbeziehung. Dies ist auch darauf
zurückzuführen, dass ein „Date" mit einem „Girl" im Kreise
der Kumpels eine anerkannte Aktion ist. Ein Bericht über ein Treffen mit
einem Moneyboy würde dagegen verwunderte Blicke, zweideutige Bemerkungen
oder gar Verachtung hervorrufen und eignet sich folglich besser für den „einsamen"
Individualreisenden.
„Want to earn lot of
money and later open a coffee shop"
Handelt es sich bei den Thais allesamt um professionelle
Prostituierte? Oder ist, glaubt man gewissen Magazinen, jeder Thai
käuflich? Insgesamt lassen sich drei Gruppen abgrenzen: Im Gegensatz zu den
Vollzeitprostituierten haben die Teilzeitprostituierten einen Hauptberuf als
z. B. Kellner/innen oder Tänzer/innen. Typische Gelegenheitsprostituierte
sind z. B. Studenten/innen in der Semesterferien oder aber Thais, die die
Gelegenheit bei einer zufälligen Bekanntschaft mit einem Farang ausnützen.
Natürlich interessiert uns die Frage nach dem
durchschnittlichen Monatsverdienst. Als Vergleich bietet sich das Einkommen
eines gering qualifizierten Thailänders an, welches mit rund 5.000 Baht
angesetzt werden kann. Vollzeitprostituierte erreichen in der Hauptsaison
etwa 10.000 Baht, in der Nebensaison liegen sie mit etwa 4000 in etwa auf
der Höhe der Vergleichsgruppe. In einer deutlich schwächeren Position sind
die unorganisiert arbeitenden Thais: „U know more competitive market is in
Pattaya that make money boy get low price at there" berichtete der
23-jährige Jakkrapon und verweist damit auf den härter werdenden
Wettbewerb: Früher lagen sie im Verdienst angeblich über den Clubboys und
Bargirls.
Sowohl die nach dem Tsunami schwache Saison als auch der
ungebrochene Zuzug verschlechterten im Vergleich zu früheren Jahren das
Einkommen erheblich. Mittlerweile kann ein erfahrener Freier den „Übernachtpreis"
auf bis zu 500 Baht drücken. Allein in den letzten zwei Jahren sollen sich
die Tarife unter dem Druck der zunehmenden Konkurrenz in etwa halbiert
haben, auch das Einkommen liegt nun mit ca. 8.000 bzw. 3.000 Baht darunter.
Wie viele Freier empfängt denn ein
Vollzeitprostituierter? Ist er jeden Abend „an der Arbeit"?
Eigentlich kaum vorstellbar bei der Unmenge der in den Bars und Clubs
Wartenden. So kann selbst in der Hauptsaison nur an etwa jedem zweiten Abend
ein Kunde „geangelt" werden. Zwischen Haupt- und Nebensaison
unterscheiden sich die Zahlen zudem erheblich, die Kundenzahl verringert
sich um mehr als die Hälfte.
„My father is a small
farmer. He owns little land and
a few pigs"
Immer wieder verkaufen sich Thais als mehr oder weniger
„jungfräulich", immer wieder gibt es erstaunlicherweise noch
Touristen, die das glauben. Durchschnittlich arbeiten die Prostituierten
seit 26 Monaten in Pattaya. Auffallend ist die große Anzahl junger Thais,
die sich im ersten Jahr in Pattaya befinden.
Daraus kann geschlossen werden, dass der Zuzug nach
Pattaya noch immer ungebremst ist. Als Herkunftsregion wird überwiegend der
als arm bekannten Nordosten Thailands genannt, wobei die Provinz Buri Ram
dominiert. Dies passt auch zu den Gründen, warum junge Männer und Frauen
diese nicht anerkannte Tätigkeit ausüben: 94 Prozent der Befragten hatten
im Heimatdorf keine Arbeit gefunden bzw. waren mit dem Verdienst, den die
Arbeit dort erbrachte, unzufrieden gewesen. 3 Prozent gaben an, dass sie
sich durch Kontakte zu „Westlern" die große Liebe und Wohlstand
erhoff(t)en.
Doch wofür verwenden die Thais denn nun das Geld?
Bekanntlich werden in Thailand die Eltern im Alter meist durch die Kindern
unterstützt. 54 Prozent der Befragten überweisen regelmäßig Geld an ihre
Mütter und Väter, durchschnittlich etwa 600 Baht je Monat. 19 Prozent
finanzieren durch die Prostitution ihr Studium, um den Eltern größere
Belastungen wie Hypotheken auf Grundstücke oder teure Kredite zu ersparen.
Die restlichen 27 Prozent verwenden ihre Einnahmen
ausschließlich für den persönlichen Konsum. Abgesehen von den Zuwendungen
an die Familie und den Grundbedürfnissen liegen in der Konsumrangliste der
Kauf und der Betrieb von Handys an erster Stelle. Danach folgen Kleidung und
Ausgehen (Kino, Disko, Essen gehen) sowie der Kauf von
Unterhaltungselektronik bzw. deren Benutzung (Internetcafe...).
Welche Erwartungen waren mit dem Wechsel in die
Touristenzentren verbunden? Fast immer war eine normale Arbeit in der
Tourismusbranche angestrebt worden. Nachdem diese Vorstellungen sich nicht
realisieren ließen, trat akute Geldnot auf, z. B. musste das gemietete
Zimmer bezahlt werden. Meistens folgte dann in den Bars und Clubs zunächst
eine harmlose Tätigkeit, z. B. als Bedienung. Nach einer
Eingewöhnungsphase macht der Chef den Neueinsteiger dann darauf aufmerksam,
dass eine „weiterführende Betreuung" der Gäste obligatorisch sei.
Oder aber die Vorstellung, nun ein paar Jahre wirklich zu gut verdienen,
führt aus Eigeninitiative dazu, die Hemmschwelle zur Prostitution zu
überwinden. Fast alle haben im Hinterkopf, dieses „dirty business"
wieder zu verlassen und dann normal zu leben...
„I think they
aren’t honest people"
Und was denken die Thais über ihre Kunden? Viele haben
sich fatalistisch mit ihrem Beruf abgefunden, nichtsdestotrotz beobachten
sie die Farangs sehr genau. Zumeist überwiegen äußerst negative
Ansichten: Kulturlos, sexgierig, alkoholsüchtig...
Nur selten werden Personen erwähnt, die dann mit „anders
als die anderen Farang" ausgezeichnet werden. Geschätzt wird nicht
eine großzügige Bezahlung, der Farang hat ja eh so viel, sonst würde er
sein Geld nicht so leichtfertig für Sex weggeben.
Honoriert wird das Bemühen, dem Thai Interesse
entgegenzubringen: Ein Lob über Thailand, die Frage nach der Familie, dem
Studium oder nach den Gründen, warum er sich prostituiert und die
Anerkennung der Gründe als ehrenhaft. So war auch die
Interview-Bereitschaft sehr hoch. Dagegen treffen abfällige Bemerkungen,
wie dem Verfasser mehrfach berichtet wurde, mitten ins Mark: Ein
22-Jähriger berichtete von einem Engländer, der ihn als Schande für
Thailand bezeichnete. Diese Aussage führte bei dem jungen Mann zu
Schlaflosigkeit und Depressionen; sogar bei der Erzählung brach der junge
Mann wieder in Tränen aus.
Letztendlich soll noch ein trauriger Punkt folgen: Welche
Rolle spielt AIDS im Leben der Prostituierten? Die staatliche
AIDS-Aufklärung funktioniert, die Bedeutung von Safer Sex ist bestens (100
Prozent!) bekannt. 98 Prozent der Thais gaben an, dass ihre Angst vor der
Krankheit sehr groß ist. Dagegen scheinen viele Freier Nachholbedarf zu
haben oder im Urlaubsrausch leichtsinnig zu werden: Fast Dreiviertel der
Prostituierten berichten, dass immer wieder ungeschützt riskante
Sexpraktiken (zumeist Oralverkehr) von ihnen gefordert werden. „Was bleibt
mir denn anderes übrig, ich muss es tun!", lautet die traurige
Antwort...
Eine Bewertung der Prostitution muss jedem Einzelnen
überlassen bleiben: Auf der einen Seite ermöglicht sie eine breitflächige
Verteilung von Geldern an sozial schwache Schichten. Hierdurch wird manches
Haus gebaut, manchem das Studium ermöglicht. Zudem gibt dieser Geldzufluss
vielen jungen Menschen die Gelegenheit, den durch TV, Kino oder Werbung
bekannten und anerkannten westlichen Lebensstil zu kopieren (inwiefern
hierzu eine Notwendigkeit besteht, mag dahingestellt sein). Auf der anderen
Seite trägt die Prostitution in erheblichem Maße zur Verbreitung von
Geschlechtskrankheiten bei, werden soziale Strukturen verändert und
erhebliche psychische Schäden verursacht.
Anmerkung: Dieser Artikel möchte lediglich Tendenzen
aufzeigen. Für weitergehende Fragen steht der Verfasser gerne zur
Verfügung.